Alfonso liebt das Pathos, er weint gern im Kino, muss weinen an den schmierigsten Stellen, obwohl ihm bewusst ist, dass hier in voller Absicht gewisse Solldruckstellen an den Tränendrüsen betätigt werden. Er liebt den emotionalen Effekt und tendiert hier ‚por su vena trágica‘ zu einer melancholischen Weltsicht. Vielleicht nimmt er gerade das den Filmemachern übel: dass sie seine Liebe zum emotionalen Kitsch missbrauchen, dass sie genau wissen, wie das geht, einen zum Weinen bringen. Sie wissen das, die Schweine, so wie man weiß, mit welchem Schalter man das Aufleuchten der Wohnzimmerlampe bewerkstelligen kann.
Da Alfonso nun das Pathos liebt, liebt er auch Tschaikowski. Ihm aber verzeiht Alfonso seinen bewussten Griff zum Schleusentor. Er verbindet die elegante, wenn auch etwas oberflächliche Traurigkeit seiner Canzonetta im Violinkonzert in D-Dur oder die Verzweiflungsgeste der Pathètique mit Tschaikowskis Lebenslüge, seinem nie ausgelebten Geheimnis, seiner unterdrückten Wünsche. Nicht dass Alfonso homosexuell wäre, aber er respektiert, wenn jemand sein verborgenstes Es so sublim zu Tage treten lässt. Da Alfonso die Schwäche liebt, liebt er erst recht das Eingeständnis von Schwäche, selbst in ihrer übertriebenen oder larmoyanten Art, solang es kunstvoll ist.
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