Zwischenräume und Haare

Alfonso liebt das Dazwischen, sei es zeitlich oder räumlich:
die Dämmerung,
die Schwelle,
die Vorfreude auf den nächsten Taktschlag,
den Übergang von Licht und Schatten,
die Stille vor der Antwort,
die Ränder der Waldlichtungen,
die Wegstrecke vor dem Schlaf und vor dem Wachsein,
über eine Brücke zu gehen oder vor der Gabelung eines Weges zu stehen,
umzublättern,
den Augenblick vor der Entscheidung,
die Kontaktzone zwischen Haut und Luft, in der Härchen wie Antennen in die Fremde ragen,
die Stellen am Kopf seiner Freundin, wo die Gesichts- in die Kopfbehaarung übergeht,
diese kleinen Stellen hinter’m Ohr, an der Stirn, im Nacken,
von denen aus die Finger
sich in die Tiefe wagen…

 

(Weil die Haare sich als Zwischenraum zwischen Haut und Luft, zwischen Hand und Haut erweisen, liebt Alfonso sie. Genauer: Er liebt die Haare am Körper – ausgefallene Haare sind, Haare auf dem Boden, in der Wanne, unter dem Tisch, auf dem Fensterglas und dem Spiegel, zwischen Achill und der Schildkröte, wie leere Schuhe, ein Bild der Abwesenheit, des Todes.

 

Es sei denn, es ist deins.)

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